There is a stone there,
That whoever kisses,
Oh, he never misses
To grow eloquent.
'Tis he may clamber
To a lady's chamber,
Or become a member
Of Parliament.

 

In Irland kann  man jede Menge Attraktionen (nicht immer der "lauten Art") finden, doch aus all dem ragt sicherlich ein Ort heraus:

Blarney Castle

Die Ortschaft Blarney liegt nahe der Stadt Cork.
Ihre Attraktion, Blarney Castle, ist ein beeindruckender Bau von über 30 Metern Höhe, angelegt in drei Stockwerken. Errichtet wurde es von Cormac McCarthy anno 1446.
Welchem Hauptzweck das Gebäude gedient hat, ist leicht zu erkennen. Es handelt sich um eine Trutzburg, die über die übliche Wehrhaftigkeit solcher Gebäude hinausgeht.

Allerdings wurde Blarney Castle nicht unbedingt aufgrund heroischer Verteidigungsleistungen bekannt, sondern Dank zweier Persönlichkeiten:
Königin Elisabeth I., 1533 bis 1603, regierend ab 1558; sie verlangte von dem damaligen Herrn von Blarney, Dermot McCarthy, sich zum Zeichen seiner Loyalität samt Schloss zu unterwerfen.
Das gefiel Dermot natürlich nicht besonders gut.

Sein Widerstand sah allerdings anders aus, als es zur damaligen Zeit üblich war: Er beschwatzte und verwirrte die Abgesandten der Königin derart (also er quatschte sie um den Verstand), dass diese, als sie über ihre Mission Bericht erstatteten, zur Lachnummer des Hofes wurden.
Auch weitere Versuche, Dermot McCarthy zur Herausgabe der Herrschaft über seine Trutzburg zu bewegen, scheiterten in gleicher Form. Elisabeth, der man selbst höchste Beredsamkeit zuschrieb (was man auch in den Shakespear'schen Darstellungen nachvollziehen kann), bezeichnete daraufhin das, was Ihre Unterhändler zu berichten wussten, als "more Blarney talk" und hatte damit auch Unsterbliches für die Wörterbücher getan:

Basierend auf dieser Geschichte stand die Bezeichnung "Blarney" für
"Die Fähigkeit, mit schönen Worten und sanfter Sprache ohne jegliche Aggressivität zu beinflussen und zu schmeicheln."

 

....und wie kam es zum Blarney Stone?

So nett und überzeugend die königliche Wortschöpfung auch sein mag, sie war doch ein wenig zu nüchtern, um einen Mythos zu begründen.
Also musste man einen Stein des Anstosses finden - und der lagerte im obersten Stockwerk von Blarney Castle, gleich unter den Zinnen.

Einer der Herren von Blarney (vermutlich nicht Dermot) soll eine alte Frau vor dem Ertrinken (oder Ertränktwerden) bewahrt haben. Als Dank dafür sprach sie einen Zauber aus:

Er sollte einen Stein hoch oben an seinem Schloss küssen und dafür mit überzeugender Eloquenz gesegnet werden.

Damit war die Sage des Blarney Stone geboren, begleitet von obenstehendem Gedicht

und nicht nur Beredsamkeit sollte damit auf Blarney Castle einkehren, sondern Jahrhunderte später auch ein niemals versiegender Touristenstrom.

Es ist nicht leicht zu Beredsamkeit zu kommen!

Niemand weiß so genau, wann und warum sich um das Küssen des Steines ein kompliziertes Zeremoniell entwickelt hat.
Es gibt jedoch feste Regeln, wie der Stein zu küssen ist, damit er seine Wirkung entfalten kann:

Bewerber um die Eloquenz haben sich, auf dem Rücken liegend, nach hinten zu beugen, den Kopf in den Nacken zu legen und in dieser Stellung den Kuss anzubringen...

In früheren Zeiten war das Ringen um Beredsamkeit mit Hilfe des Steines ein höchst gefährliches Unterfangen, denn man gelangte nur in Kussnähe, wenn man an den Fussknöcheln gehalten wurde und solcherart über dem 30 Meter tiefen Abgrund hing......es ist wirklich sehr hoch1
Nach einigen Todesstürzen wurde die Lage entschärft und abgesichert, dennoch braucht man auch heute einen Helfer und muss die beschriebene Lage einnehmen.
Beredsamkeit fällt einem eben doch nicht so leicht in den Schoß, nicht einmal auf Blarney Castle.

Wie zuträglich es für die Gesundheit ist, den Stein zu küssen, mögen Wissende entscheiden, das gute Stück ist leicht kohlehaltiges Kalkgestein.
Und die prosaische Frage der Hygiene wollen wir bei einer solch netten Sage erst gar nicht berühren ...

 

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